Eine Fahrradmechanikerin im Porträt. Pez, 39 Jahre

In unseren Radporträts stellen wir euch in regelmäßigen Abständen Menschen vor, die sich einen Alltag ohne Fahrrad nicht mehr vorstellen können. Dieses Mal treffen wir Pez. Seit fünf Jahren arbeitet sie als Fahrradmechanikerin im 5. Bezirk.

Wie bist Du zu deinem Beruf gekommen?

Ich komme eigentlich aus einer ganz anderen beruflichen Ecke. Nach fünf Jahren in der Sozialwissenschaft bin ich in Bildungskarenz gegangen und wusste, dass ich in der Zeit unbedingt auch ein Praktikum in einer Fahrradwerkstatt machen möchte – damals gab es ja noch keine Lehre in Österreich. Ich bin schon immer gerne Fahrrad gefahren, habe auch gerne geschraubt oder mal ein Rad aufgebaut, aber mehr „learning by doing“. Ich bin dann im Radhaus gelandet und war danach drei Monate in den USA für ein Praktikum. Als ich zurückgekommen bin, konnte ich hier erstmal geringfügig arbeiten und bin dann geblieben. Mittlerweile habe ich auch den Befähigungsnachweis für das Gewerbe „Fahrradtechnik“. Den haben nicht alle, die als MechanikerIn arbeiten und vor allem gibt es nicht viele Frauen in Wien, die diese Prüfung gemacht haben – das macht mich daher schon auch stolz.

Pez steht vor der Fahrradwerkstatt, durch die offene Tür sieht man Reifen, die an der Wand hängen und verschiedene Werkzeuge auf einem langen Tisch

Pez vor dem Radhaus im 5. Bezirk

Was magst Du an deinem Beruf besonders?

Generell finde ich es wirklich schön, mit den Händen zu arbeiten. Es ist manchmal fast meditativ, ein Fahrrad zu reparieren. Etwas zu tun und dann direkt zu sehen, wie sich etwas verbessert, das Du angreifst. Das Fahrrad kommt rein, ich tu dem was Gutes und es fährt wieder – das empfinde ich als sehr sinnvoll und beruhigend, auch wenn es körperlich natürlich anstrengend ist. Es ist trotz allem ein Handwerk und wir müssen viel heben. Speziell an meinem Arbeitsort hier mag ich, dass wir eine kleine, kollektiv organisierte Werkstatt sind und in jeder Hinsicht gleichberechtigt und eigenverantwortlich arbeiten. Hier macht jeder alles. Wenn ich morgens hier reinkomme, habe ich das Gefühl, dass es auch meine Werkstatt ist. Generell ist es ein sehr abwechslungsreicher Beruf. Ich habe Kundenkontakt, mache Annahmen und habe viel mit Leuten zu tun. Gleichzeitig kann ich aber auch sagen: Jetzt mag ich mal drei Stunden einfach nur schrauben. Am Liebsten löse ich Schaltungsprobleme. Am wenigsten Spaß macht mir eine Reparatur an einem qualitativ schlechten Rad. Da ist meist nichts perfekt einzustellen und alles Pfusch. Das kann dann ganz schön nerven.

Pez Hände in Großaufnahme, die eine Fahrradschaltung reparieren

Was sollte man für diesen Beruf mitbringen?

Auch wenn das Fahrrad an sich eine simple Konstruktion ist, heißt das nicht, dass die Arbeiten daran immer einfach sind. Man muss als ausgebildete Fahrradmechanikerin wirklich viel lernen und wissen, weil es so viele verschiedene Systeme und Normen gibt. Eine Lehre macht daher wirklich Sinn, man kann sich das nicht einfach so nebenher selbst beibringen. Körperlich belastbar sollte man auch sein und natürlich ein großes Interesse fürs Radfahren und das Fahrrad an sich mitbringen.

Fahrrad fahren bedeutet für Dich….?

Super flexibel und unabhängig zu sein. In der Stadt ist das Fahrrad für mich einfach das praktischste Fortbewegungsmittel. Es ist sehr selbstermächtigend, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein.

 

Mehr Informationen:

Seit kurzem kann man in Österreich eine dreijährige Lehre in „Fahrradmechatronik“ absolvieren. Zusätzlich bietet das WIFI eine Weiterbildung im Bereich Fahrradtechnik an, die aus mehreren Modulen besteht.

1 Kommentar

Horst sagte am 01.03.2020, 12:36:
Kann das Radhaus und die Schrauber*innen dort nur empfehlen! Hilfsbereit, kompetent und zuverlässig. Zudem noch entspannt und stressbefreit; auch wenn die Bude voll ist. Klassische Rennräder sind dort in guten Händen. Seppi ist ein echter Auskenner und löst auch kompliziertere Probleme mit Sachverstand. Ende der Werbedurchsage!
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