Getreidemarkt & Co: Neue Radwege werden stark genutzt

Sie wurden vor ihrer Errichtung heftig diskutiert: Die neu errichteten Radwege am Getreidemarkt, auf der Linken Wienzeile und in der Lidlgasse in Hernals. Aktuelle Zählungen der Stadt Wien zeigen nun, dass diese Radwege von der Bevölkerung sehr gut angenommen werden.

Manche politische AkteurInnen und einige Medien polarisieren gerne wenn neue Radwege errichtet werden. So wurde der Radweg in der Lidlgasse als „Müll-Radweg“ bezeichnet. Es gab „Protestaktionen“ von Autoclubs gegen den Radweg am Getreidemarkt. Studien wurden zitiert, die meinen, es gäbe durch den Bau des Radwegs entlang des Naschmarkts täglich Stau, der einer Länge vom Naschmarkt bis zu Gänsehäufel entspricht. Doch wie so oft: Das Chaos ist ausgeblieben. Denn das Verkehrssystem ist sehr flexibel. Die Menschen können sich gut auf neue Begebenheiten einstellen.

Viele Wienerinnen und Wiener radeln auf neuen Radwegen

Nachdem die Radwege fertig sind, zeigt sich ein anderes, positives Bild. Die umstrittenen Radwege werden stark genutzt. Die Beobachtung wird nun durch Verkehrszählungen bestätigt.

Die Stadt Wien, MA 46 beauftragte händische Verkehrszählungen an einigen Radverbindungen. Bei Zählungen am 23. Juni 2020 wurde der Radverkehr genau untersucht. Hier zeigt sich, dass der Radweg Getreidemarkt in der Radfahrsaison an jedem Werktag von durchschnittlich 2.452* Radfahrerinnen und Radfahrern genutzt wird.

Ähnliche Zahlen gibt es auch entlang des Naschmarkts. Der wichtige Lückenschluss der Radverbindung entlang des Wientals wurde erst vor wenigen Monaten vollzogen. Bereits jetzt nutzen den Radweg Linke Wienzeile durchschnittlich 2.578* Radfahrende an einem Werktag im warmen Halbjahr. Im Jahresschnitt sind es immer noch 1.960 täglich.

Die Stadt Wien ließ auch an weniger prominenten, aber auch wichtigen Radprojekten zählen. Der Radweg in der Lidlgasse, der eine wichtige Verbindung zwischen Hernals und Gersthof ist, wird werktäglich durchschnittlich von 708 Radfahrerinnen und Radfahrern befahren. Eine erfreulich hohe Zahl im Jahr nachdem der Radweg bis nach Gersthof fertiggestellt wurde.

Mehr Radwege, mehr Radverkehr

Wien hat es sich zum Ziel gesetzt, den Autoverkehr zu verringern, den Radverkehr sowie den Öffentlichen Verkehr und das Zu-Fuß-Gehen stärken. Dafür benötigt es hochwertige Radwege, die nicht nur von wenigen mutigen Menschen, sondern vielen Menschen vom Kind bis zur Seniorin oder zum Senior genutzt werden können. Dass Bedarf besteht, zeigen neben den händischen Zählungen auch die automatischen Dauerzählstellen mit stark steigendem Radverkehr.

Noch gibt es zahlreiche Lücken und Unterbrechungen im Radwegenetz, die viele Leute vom Radeln abhalten. Mit Entschlossenheit und Mut lassen sich auch an den heiklen Stellen sichere Radwege bauen. Dass die RadfahrerInnen dann von selbst kommen, beweisen auch die Verkehrszählungen an den neuen Radwegen.

* = Durchschnittlicher täglicher Radverkehr an Werktagen in der Radfahrsaison (Apr – Okt) (RadfahrerInnen je 24 Stunden)

8 Kommentare

Gabriel sagte am 01.08.2020, 13:02:
Eine erfreuliche Entwicklung. Danke für das Durchhalten auch gegen den politischen Gegenwind. Um das Ziel den Radverkehr attraktiver zu gestalten befürworte ich die Planung / Umsetzung attraktiver und sicherer Radwege in den Stadterweiterungsgebieten und überregionaler Radschnellwege über das gesamte Stadtgebiet - vielleicht in Kooperation mit dem Land Niederösterreich über die Stadtgrenzen hinaus. Und eine Planung der Ampelschaltungen an allen Radwegen, die einen flüssigen Radverkehr ermöglicht.
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Guenther Wagner sagte am 05.08.2020, 08:36:
Die Zählung wird von allen Bewohner im Grätzl Gersthof angezweifelt.
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Verena Buchegger sagte am 05.08.2020, 11:58:
Grundsätzlich ist das eine sehr, sehr positive Entwicklung! Klar ist aber auch, dass Politiker wie z.B.: in Hernals mit Ihrer ewig- Gestrigen Autofahrer Mentalität im politischen Diskurs viel weniger Gewicht eingeräumt werden darf als dies -leider- in der Vergangenheit der Fall war... ...die erwähnten Autofahrer Clubs mit ihren dubiosen und höchst unseriösen "Studien/Publikationen (?)" wo es "KFZ Staus vom Nachmarkt bis zum Gänsehäufel" [...] gibt sind in Wahrheit Schmutzkübelkampagnen politischer Mitbewerber und als solches auch anzusprechen und entsprechend zu deklarieren! Denn eines muss ganz klar sein, das mutwillige Streuen von Falschnachrichten ist verwerflich und auf das Schärfste abzulehnen. Das gild im Besonderen Bezirkspolitiker*Innen, welche gezielt Autoverkehr verharmlosen und KFZ Probleme in der Stadt unter den Teppich kehren (wollen)... Kurzum: Arbeiten Sie von der Mobilitätsagentur weiter so und lassen Sie sich nicht entmutigen!
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Manuela Sandler sagte am 06.08.2020, 16:51:
Die Währingerstraße bzw. Sechsschimmelgasse vom Gürtel Richtung Schottentor sind nicht optimal für Radler.
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Verena Buchegger sagte am 11.08.2020, 08:41:
Es braucht dringend mehr baulich getrennte Radwegeinfrastruktur in Wien. Zum Beispiel: GEBLERGASSE 1170 Wien. Die Zeiten wo die ganze Stadt Wien mit Parkplätzen zugemüllt wird müssen endlich vorbei sein! Wer ein KFZ benützt muss einen Garagenplatz vorweisen! Wer das nicht kann muss künftig Strafe zahlen! Einfach, oder?
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Matthias Pintner sagte am 14.08.2020, 23:46:
Die Geblergasse als die "Schul- & Kindergartengasse" des Bezirks braucht wie fast alle Nebengassen in Hernals eine Verkehrsberuhigung durch die Anwendung modale Filter. Man kann die Gasse über 1400m mit dem KFZ ununterbrochen durch mehrere Wohngebiete durchfahren, was die Sicherheit und Lebensquallität aller Menschen dort beeinträchtigt. Leider ist in Hernals sowie in vielen Gebieten Wiens das Prinzip zur systematischen Erhöhung der Verkehrssicherheit und Lebensqualität in den Wohngebieten, Straßen entsprechend ihrer Funktion zu gestalten, weitgehend unberücksichtigt. Entsprechend dieses Prinzips braucht es baulich getrennte Radinfrastruktur entlang der Hauptstraßen und eben tatsächliche Verkehrsberuhigung in den Nebengassen wie der Geblergasse.
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Robert Malek sagte am 13.08.2020, 17:47:
Ja, finde ich auch! Man muss wirklich endlich viel mehr baulich getrennte Radwege schaffen. Ich persönlich finde die Mehrzweckstreifen einen der schlechtesten Kompromisse in Wien, denn das ist viel zu gefährlich so nahe am motorisierten Stinke-Auto zu radeln. Einerseits das Unfallrisiko niedergestoßen zu werden, andererseits all die giftigen Abgase. Da kann man wirklich nichts beschönigen in Wien! Man muss endlich mehr Platz für sichere und umweltfreundliche Mobilität schaffen. Wenn mehr als 95% des öffentlichen Raumes durch das Automobil besetzt sind, dann ist das ein Wahnsinn der raschestens beendet gehört!
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Veronika Herlik sagte am 04.09.2020, 10:16:
Die diversen Kommentare sind ja soweit so gut aber ohne jeglichen Hausverstand. Denken diese Personen mal nach wie es so ganz ohne Autos wäre? Wie zum Teil für viele Menschen das tägliche Leben wie Einkauf etc. absolut beschwerlich und nicht machbar wäre? Denke sicher nicht sonst würden manche nicht soviel geistigen Müll ablassen. Das sind aber immer diejenigen, die Wasser predigen und Wein trinken, echt verlogen. Wenn man mehr auf einander eingehen würde und zuhören, nicht nur regelrecht verdammt, wäre vieles einfacher. Es kann nicht immer alles nur für Radfahrer sein und umgekehrt auch nicht für Autos. Beides ist wichtig.
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