Reger Radverkehr an einem sonnigen Morgen in Wien.

Drei Jahre Mobilitätsagentur Wien – Eine Bilanz

Die heutige Mobilitätsagentur wurde vor drei Jahren als Radfahragentur gegründet. Das ist Anlass für eine Bilanz.

Jan Gehl, der weltweit wohl renommierteste Stadtplaner wird oft gefragt, was die Qualität von Städten ausmache. Hohe Lebensqualität in Städten sei daran erkennbar, wie viele ältere Menschen und Kinder auf den Straßen zu sehen seien, antwortet Jan Gehl dann meist, und daran, wie sehr die Stadt zum Zu-Fuß-Gehen und Radfahren einlade. Das sei ein zuverlässiger Indikator für die Lebensqualität von Städten und Stadtvierteln.

Über die Lebensqualität ergibt sich auch die Verbindung zu Wien und zur Mobilitätsagentur. Wien belegt in weltweiten Rankings zur Lebensqualität regelmäßig Spitzenplätze. Damit dieses Niveau auch bei starkem Bevölkerungswachstum noch ausgebaut werden kann, hat sich die Stadt im Fachkonzept Mobilität – STEP 2025 und der Smart-City-Strategie unter anderem das Ziel gesteckt, dass der Anteil von Zu-Fuß-Gehen, Radfahren und Öffentlichem Verkehr am Stadtverkehr deutlich steigen soll. Die Richtung ist klar: weg vom Auto als dominantes Verkehrsmittel im öffentlichen Raum hin zu mulitmodalen Lebensstilen. Dieser Wandel benötigt schrittweise neue Infastruktur, vor allem Geh- und Radwege, verkehrsberuhigte und belebte Plätze und ein noch besseres Angebot an Öffentlichem Verkehr, sowie Leute, die diesen Wandel in der Stadt auch auf unterschiedlichen Ebenen vorantreiben und begleiten. Dafür wurde die Mobilitätsagentur gegründet.

Die Mobilitätsagentur ist in ihrem dreijährigen Bestehen quasi ein städtisches Startup-Unternehmen. Gegründet als Radfahragentur Wien mit drei Mitarbeitenden, erfolgte im Jahr 2013 die logische Erweiterung um das Zu-Fuß-Gehen und die Umbenennung in „Mobilitätsagentur Wien“. Ende des Jahres 2014 wurden erstmals eigene Büroräumlichkeiten bezogen, die künftig mehr Dialog und Austausch mit den Wienerinnen und Wienern ermöglichen.

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Bewusstseinsbildung für Gehen und Radfahren

Bewusstseinsbildung zur Stärkung von Zu-Fuß-Gehen, Radfahren und Öffentlichem Verkehr ist eine der Hauptaufgaben der Mobilitätsagentur. Innerhalb von drei Jahren wurden 691 Einzelveranstaltungen organisiert und umgesetzt. Die Bandbreite reicht dabei von Kursen und Workshops – etwa für Kinder oder Migrantinnen – über das Verteilen von Infomaterialien bis hin zu Service-Aktionen. Mit dem RadJahr 2013 wurde die erste integrierte Bewusstseinsbildungskampagne zum Radfahren in Wien konzipiert und umgesetzt, die mit 46 Prozent einen hohen Bekanntheitsgrad in der Wiener Bevölkerung erreichte. (Evaluierungsbericht). Am 1. Jänner hat nun das Jahr des Zu-Fuß-Gehens begonnen. Im Jahr 2015 werden auch wieder die beliebten Geh-Cafés, geführte Spaziergänge durch verschiedene Grätzel fortgesetzt und neue Produkte zum Zu-Fuß-Gehen entwickelt.

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Neues Wissen und Innovation für Wien

An zahlreichen Studien oder Konzepten hat die Mobilitätsagentur in den vergangenen Jahren mitgewirkt oder diese selbst in Auftrag gegeben. So wurden etwa die Radzählstellen am Praterstern und am Karlsplatz von der Mobilitätsagentur entwickelt. Zur Evaluierung der Radverkehrsmaßnahmen der Stadt wurde der Fahrrad Report Wien  konzipiert und zweimal durchgeführt. Weitere Untersuchungen widmen sich intermodalen Navis für Radfahren und der Weiterentwicklung des Wiener Citybike-Systems. Aktuell werden mit der Mobilitätsagentur als Partnerin in einem internationalen Forschungsprojekt Erkenntnisse gewonnen, wie Menschen bei Wohnungswechsel oder Krankheiten zum Gehen und Radfahren bewegt werden können. Die Ergebnisse sollen in die Aktivitäten der Stadt in den nächsten Jahren einfließen.

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Service und BürgerInnen-Anliegen

Die Mobilitätsagentur ist Ansprechpartnerin für Bürgerinnen und Bürger in Sachen Zu-Fuß-Gehen und Radfahren. Dies wurde in den vergangenen drei Jahren 5.800 Mal in Anspruch genommen, unter anderem über die Wunschbox. Anfragen werden von der Mobilitätsagentur direkt oder über die jeweils zuständigen Fachabteilungen des Magistrats beantwortet und es wird nach Lösungen für das jeweilige Anliegen gesucht. Die Mobilitätsagentur bietet zudem mit dem Spaziergangkalender oder dem Radroutenplaner im Internet Services an. Bei zahlreichen Serviceaktionen vor Ort wie den Radl-Checks oder den Selbstreparierkursen war der Andrang so groß, dass sich Schlangen bildeten. Von der Radkarte Wien wurden 520.000 Stück innerhalb von drei Jahren verteilt.

Einsatz für Barrierefreie Mobilität

Mit Maria Grundner arbeitet in der Mobilitätsagentur eine profunde Expertin für Barrierefreiheit. Als Mitglied in Normungsgremien und als Beraterin bei Bauprojekten in Wien stellt sie die Weichen dafür, dass Menschen mit dauernden oder zeitweisen Mobilitätseinschränkungen in Wien noch besser unterwegs sein können.

Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen des Magistrats wird laufend an der Weiterentwicklung der Infrastruktur gearbeitet. In den ersten drei Jahren der Mobilitätsagentur wurde einiges erreicht und Aufbauarbeit geleistet. Doch darauf ruhen wir uns nicht aus. Um Wien noch lebenswerter und attraktiver für Zu-Fuß-Gehen und Radfahren zu machen gibt es noch viel zu tun.

www.mobilitaetsagentur.at

3 Kommentare

Helmut Gretsch sagte am 10.01.2015, 00:08:
Gratulation zum Jubiläum und viel Erfolg in den neuen Räumlichkeiten! Die örtliche Abnabelung von der MA 28 halte ich für sinnvoll.
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Prüfung durch den Stadtrechnungshof | Fahrrad Wien sagte am 14.01.2015, 10:39:
[…] Eine Bilanz der Tätigkeiten der Mobilitätsagentur der vergangenen drei Jahre finden Sie hier […]
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Robert Malek sagte am 19.01.2015, 14:52:
ein sehr gutes Konzept. Was ich aber vermisse, ist die politische Schlagkraft der Wiener Politik. Es ist bedauerlicherweise noch immer im Bereich der Bezirkspolitik anzusiedeln wie und welche Maßnahmen konkret umgesetzt werden und welche nicht. Hier gibt es in Wien wahrlich rießige Diskrepanzen. IN manchen Bezirken gibt es inteligente Rad- und Fußgänger freundliche Bezirksleitungen und in anderen Bezirken wie z.B.: Hernals oder Döbling hat die Politik eine Steinzeit Mentalität, und wird von Auto- Faschisten der 1970er Jahre diktiert. Was sich demenstsprechend auf ein unattraktives Umfald für Rad und Fußverkehr auswirkt. Hier muss nachgebessert werden um solche negativen Ausreiser in Zukunft zu unterbinden und den Autoverkehr nachhaltig und dauerhaft zu senken!
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