„Im Endeffekt kannst du es jedem Kind zutrauen, wenn du dich nur ein bissl damit auseinandersetzt“, sagt Christoph. Der Vater fährt gemeinsam mit seinen Kindern Fahrrad, seit sie klein sind. Der Schulweg mit dem Rad ist für seine Kinder – die 11-jährige Mena und den 9-jährigen Xaver ganz alltäglich. Wir haben mit ihnen über das Radfahren zur Schule geplaudert.

Christoph und sein Sohn, der 9-jährige Xaver, warten mit ihren Rädern bei der Schleifmühlbrücke auf die 11-jährige Mena. Sie kommt aus der Schule im 3. Bezirk angeradelt. Gemeinsam wird noch fürs Abendessen eingekauft, bevor sie nach Hause fahren.

Seit Mena die freiwillige Radfahrprüfung bestanden hat, fährt sie alleine mit dem Rad zur Schule. Das sind täglich fast zehn Kilometer. Für Mena kein Problem. „Manchmal, wenn ich viel in der Schultasche hab, bin ich schon ziemlich ausgeschnauft, wenn ich in der Schule ankomme. Aber meistens ist es ganz gemütlich, weil, jetzt im Gymnasium brauch ich gar nicht jeden Tag eine Schultasche oder viel Sachen mitnehmen“, erklärt Mena.

Radfahren gehört ganz selbstverständlich zu Menas Alltag. Schon seit der 1. Klasse Volksschule fährt sie mit dem Rad zur Schule, damals vom Vater begleitet. „Später, als Xaver dann in die Schule gekommen ist, ist er auch mitgefahren.“

An das erste Mal alleine in die Volksschule radeln – ohne Begleitung vom Papa – kann sie sich gar nicht mehr erinnern. „Ich denk, ich habs ganz gut geschafft. Weil ich kannte ja den Weg, den bin ich ja jahrelang gefahren.“

Der Weg zur Volksschule verläuft, so Papa Christoph, über eine feine Radroute und führt zum Großteil über die Mariahilfer Straße und die Begegnungszone Otto-Bauer-Gasse. Die Strecke von zu Hause ist mit 1,5 Kilometern auch nicht sehr lang: für Kinder gut zu schaffen und ein guter Start, um mit Kindern Rad zu fahren.

„Am Anfang ist schon Routenplanung notwendig“

Der neue Schulweg von Mena zum Gymnasium ist länger und anspruchsvoller. Christoph erzählt: „Am Anfang ist schon Routenplanung notwendig und die ersten Male bin ich den Weg mit Mena gemeinsam gefahren – sie hat dann die Route ausgewählt, die ihr am besten gefallen hat. Jetzt fahre ich oft das erste Stück mit ihr gemeinsam bis zum Schwarzenbergplatz. Dann fährt sie weiter, ich fahre nach Hause, hole Xaver und bringe ihn zur Schule. Dann habe ich schon Bewegung gemacht und kann frisch in den Arbeitstag starten.“

„Auf meinem Weg in die Schule ist jetzt auch eine Straße ohne Radweg. Und, wenn ich zum Beispiel bei blinkend Grün an der Ampel stehen bleibe, werde ich manchmal von Autofahrern angehupt. Das ist schon irgendwie blöd“, erzählt Mena.

„Für den Fall der Fälle hat Mena immer einen 20-Euro-Schein in der Schultasche,“ erklärt Christoph. „Es ist zwar noch nie was gewesen, aber es kann ja immer einen technischen Defekt geben. Wenn sie etwa einen Patschen hat. Ich hab zu ihr gesagt: Mena, das ist dein Taxi-20er. Falls wirklich mal was ist, musst du nicht verzweifeln. Dann stellst du das Radl ab, nimmst dir ein Taxi und bist rechtzeitig in der Schule. Völlig stressfrei, hab ich gesagt. Also, da musst einfach cool bleiben.“ Den Zwanziger hat Mena noch nie gebraucht. Einmal gabs ein Problem mit der Kette ihres Fahrrads. Da hat das Mädchen das Rad abgestellt, angehängt und ist mit der Straßenbahn in die Schule gefahren.

„Gute Ausrüstung braucht es schon.“

Das Fahrradschloss gehört zur fixen Ausstattung, wenn Mena und Xaver mit den Rädern unterwegs sind. „Gute Ausrüstung braucht es schon. Die Kinder haben sehr gute Fahrräder – nur so macht das Fahren Spaß. Aber wir haben sie mit Reflektortapes richtig schiach und damit nicht nur diebstahlsicher, sondern auch sichtbarer im Verkehr gemacht“,“ sagt Christoph. Außerdem haben beide Kinder gut montierte Satteltaschen an den Rädern. Hier passt alles rein, was gebraucht wird: Sattelcover, Reservehandschuhe, Musikinstrumente werden hier transportiert und auch der Helm wird hier vor der Schule gleich am Rad verstaut. So wird er nicht in der Garderobe vergessen.
Infos zur  Fahrrad-Ausstattung

Um ihre Schultasche zu transportieren hat Mena seit neuestem einen Korb auf dem Rad montiert. „Das ist schon lässig, wenn ich die Schultasche, vor allem, wenn sie schwer ist, nicht am Rücken tragen muss,“ so die 11-Jährige.

„Man muss sich schon ein paar Gedanken zur Ausrüstung machen, aber das ist sinnvoll. Es wirkt vielleicht etwas überzogen und die Kinder schauen aus als wären sie gerade nach Portugal unterwegs, aber im Alltag sind sie gut gerüstet fürs Radfahren. Das ist wichtig.“

„Das ist Freiheit pur.“

Christoph fährt mit seinen Kindern Fahrrad, seit sie klein sind. Das Vertrauen zu ihnen und in ihre Fähigkeit ist dadurch immer weiter gewachsen. „Die beiden sind einfach fit. Bei den beiden weiß ich, dass sie geschickt sind. Das gibt mir natürlich auch die Sicherheit“, so der Vater. Christoph weiter: „Im Endeffekt kannst du es jedem Kind zutrauen, wenn du dich nur ein bissl damit auseinandersetzt.“

Wie geht es ihm mit dem Loslassen? Christoph gibt die Frage an Tochter Mena weiter. „Gut. Ja, du gibst mir viel Freiheit“, sagt Mena. Christoph erzählt: „Mena hat vor Kurzem zu einer Freundin gesagt, wenn ich was alleine mache, dann freut sich der Papa.“

Überall, wo sie es sich zutraut, darf Mena alleine unterwegs sein. „Ihr Radius ist dabei schon sehr groß.  Nach der Schule einen Hot-Dog beim Erdbergsteg, weiter zur Musikstunde beim Prater, danach weiter zur Freundin hinterm Lusthaus, und irgendwann heim über den Ring – das ist Freiheit pur.“

„Ja, stimmt. Meine Kinder sind fast nie krank.“

Seit der Corona-Krise versucht die Familie das Fahren mit Öffentlichen Verkehrsmitteln zu vermeiden, um eine Ansteckungsgefahr auch hier zu minimieren. Die Kinder können natürlich auch jeden Tag für den Schulweg mit den Öffis oder zu Fuß entscheiden – aber da muss das Wetter schon besonders schlecht sein.

„Ich fahr auch bei Mistwetter gerne“, sagt Xaver und auch Mena ist in diesem Jahr erst einmal mit dem Bus zur Schule gefahren. Dem Immunsystem der Kinder tut die regelmäßige Bewegung gut. „Immer wieder höre ich den Satz „Deine Kinder sind sicher nicht so oft krank“, erzählt Christoph. „Und ich muss dann immer mit der Schulter zucken und sag „Ja, stimmt““, so der Vater.

„Xaver ist total gewissenhaft im Verkehr.“

„Am besten am Radfahren gefällt mir, dass man am schnellsten dort ist, wo man hin will“, meint der 9-jährige Xaver. Bald kann auch er die freiwillige Radfahrprüfung machen und dann auch alleine mit dem Rad unterwegs sein. Dass der Bub seine Prüfung besteht, ist wahrscheinlich. „Xaver ist sehr gewissenhaft im Straßenverkehr. Und wenn wir mit dem Auto unterwegs sind und ich oder meine Frau beispielsweise bei Grünblinken noch über die Kreuzung fahren, dann kritisieren uns die Kinder. Sie kennen sich mit den Verkehrsregeln wirklich gut aus“, berichtet Christoph.

Woher Xaver die Verkehrsregeln so gut kennt? „Weil ich mit dem Rad fahre“, erklärt Xaver. Und „als Mena für die Radfahrprüfung gelernt hat, hat sie so ein Heft bekommen mit den Verkehrsregeln. Und das hab ich mir am Abend immer durchgelesen. Deswegen kann ich das jetzt.“

Menas und Xavers Mutter ist stolz auf ihre radelnden Kinder. Sie selbst fährt im Alltag weniger mit dem Fahrrad. Sie ist leidenschaftliche Fußgängerin.

1 Kommentar

Perla sagte am 05.09.2021, 10:12:
Ich denke ob mehrere eltern sollen so machen. Aber ab kleinkindheit beginnen mit fahrad im Stadt zu fahren. Ich bin froh ob in Wien fahradeln ist "fast unkompliziert,wegen Viele fahradweg gebaut wurden. Aber ich sehr das ob Viele Ektern sind bequem. Und besser mit auto fahren ob mit fahrad.
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