Radfahrende am Donaukanal

Verena: „Radfahren tut mir einfach gut“

Verena ist begeisterte Radfahrerin und das von klein auf. Im Interview hat die Leiterin des Nachbarschaftszentrums 16 nicht nur aus ihrer Kindheit in Südtirol erzählt, sondern auch darüber, warum das Fahrrad für sie im Alltag so wichtig ist.

Du bezeichnet dich selbst als sehr begeisterte Radfahrerin. Wie äußert sich das? 

Es gibt schon Fotos, wie ich als Kind begeistert auf einem Dreiradler bin. Das ist vielleicht erstaunlich, weil ich als gewichtigere Person nicht auf den ersten Blick als sportliche Person ins Auge falle. Trotzdem bin ich eine sehr begeisterte und mobile Radfahrerin. An Tagen, an denen ich nicht Radfahren kann, habe ich das Gefühl, dass mir was fehlt. Es macht mir einfach Freude, dass ich das Radfahren als Teil meines Alltags und meiner Bewegung im Alltag nutzen kann.

Wenn ich mit dem Rad in die Arbeit fahre und wieder heim, sind das Entspannungsphasen für mich. Da kriege ich mit, was in der Stadt so los ist. Im Juni rieche ich dann zum Beispiel die vielen Linden. Also ich kriege die Natur viel aktiver mit, wenn ich mit dem Rad durch die Stadt fahre. Und ich kriege mit, was umgebaut wird, wo es neue Lokale und Geschäfte gibt und welche Menschen sich in der Stadt bewegen. Aber natürlich kriege ich auch den Autoverkehr mit, da hat man manchmal auch interessante Begegnungen, wenn die Leute fragen: „Wieso fährst du denn da? Fahr auf dem Radweg!“ Und ich muss dann erklären, dass ich dort im Gegenverkehr wäre. Die Gespräch sind auch interessant.

Verena mit ihrem Fahrrad im Hof des Nachbarschaftszentrums

Verena mit ihrem Fahrrad im Hof des Nachbarschaftszentrums 16

Gibt’s eine Stelle auf deinem Arbeitsweg, die du besonders gern magst?

Ich komme vom Donaukanal und fahre dann um die Votivkirche herum, danach weiter durchs Alte AKH. Das sind schon schöne Orte, die ich jeden Tag sehe. Das mag ich schon sehr gerne, dass ich jeden Tag an den Hauptattraktionen der Stadt vorbeifahre. Die kann ich mir jeden Tag anschauen, auch im Wandel der Jahreszeiten.

Fährst du das ganze Jahr über mit dem Fahrrad in die Arbeit?

Ja, eigentlich schon. Starker Regen und starker Schnee sind allerdings Hindernisse für mich. Aber wenn ich in der Arbeit bin und es ganz stark regnet, fahre ich trotzdem mit dem Rad heim. Aber in die Arbeit fahren und dann nass ankommen, das mag ich nicht so gerne. Da hab ich eine Hemmschwelle. Aber Kälte und Winter sind kein Hindernis für mich.

Fährst du nur zur Arbeit mit dem Fahrrad oder sonst auch? 

Also die Alltagswege mach ich alle mit dem Rad. Zum Beispiel zum Einkaufen. Alles, was der Biobauer nicht liefert, kaufe ich mit den Seitentaschen ein. Das ist sehr praktisch. Außerdem machen wir am Wochenende immer wieder auch Radausflüge. Aber das Fahrrad ist auf jeden Fall mehr mein Alltagsgerät.

Du hattest im Vorfeld erzählt, dass ihr im ganzen Team mit dem Fahrrad fahrt. Wie kam’s dazu?

Oft haben wir vier Räder im Hof stehen, weil wir alle mit dem Rad in die Arbeit gefahren sind. Meine Kollegin war, glaube ich, die erste. Sie ist sogar vom 10. Bezirk hierher gefahren, also relativ weit. Und irgendwann sind wir dann alle gefahren, und wir machen auch immer wieder bei „Radelt zur Arbeit“ mit. Das hat uns alle irgendwie motiviert.

Du hast mir im Vorfeld außerdem erzählt, dass du bei deinem letzten Besuch in Südtirol gesehen hast, dass ganz viele Kinder mit dem Fahrrad zur Schule fahren. War es auch schon so, als du Kind warst? Also existiert die Kultur des Radfahrens dort schon länger?

Ich bin auch mit dem Rad in die Schule gefahren. Prinzipiell fahren in Südtirol viele mit dem Rad, auch in der Innenstadt und nicht immer ganz vorsichtig. Ich kann mich erinnern, dass ich als Kind einmal meine Freundin und meine Schwester mit dem Fahrrad mitgenommen habe. Also ich bin gestanden, meine Freundin ist hinten am Sattel gesessen und meine Schwester am Gepäckträger. Und ich bin gefahren und habe mit den beiden geredet und mich dabei zu ihnen umgedreht. Und genau in dem Moment bin ich einem Polizisten direkt in seinen Hintern reingefahren. Also, in Südtirol gibt es eine Kultur von nicht ganz achtsamer Radfahrerei. 😉 [lacht]

Verena als Kleinkind am Dreirad

Verena als Kleinkind am Dreirad (© Verena Mayrhofer Iljić)

Hast du die Leidenschaft zum Radfahren seither ununterbrochen mitgenommen? 

Eigentlich schon. Beim Studium in Innsbruck hatte ich auch ein Rad. Dort bin ich in die Uni und in die Arbeit gefahren. Das Rad habe ich dann mit nach Wien übersiedelt. Zwar wurde mit das dann gestohlen, aber ich habe bald wieder ein neues gekauft. So ganz unterbrochen hab ich das Radfahren also nie.

Und wenn ich jetzt sagen würde, du darfst morgen nicht mehr fahren …

Es täte mir extrem leid. Tatsächlich war’s gerade ein bisschen so mit meinen Rückenproblemen. Meine Orthopädin meinte: „Naja, das Radfahren und diese Erschütterungen sind nicht so ganz gesund. Sitzen’s eh gscheit am Radl?“ Da habe ich mir nur gedacht: „Na, bitte net das Radfahren verbieten!“ Also wie gesagt, ich bin keine Sportlerin, aber dieser Tagesbeginn ist so wichtig für mich. Wenn ich mit dem Rad in die Arbeit fahre, habe ich eine andere Energie, als wenn ich in den Öffis gesessen bin. Und genauso ist es nach der Arbeit: Da kann ich das, was noch in meinem Kopf ist, ganz gut hinter mir lassen. Radfahren tut mir einfach gut.

Wo fährst du am liebsten in Wien?

Ich finde den ersten Teil vom Marchfeldkanal recht schön, später durch die Felder wird’s ein bisschen fad. Auch nach Klosterneuburg fahre ich recht gern. Überhaupt mag ich die Strecken am Wasser sehr gern. Da gibt’s so schöne Sachen: Donauinsel, der Praterspitz, wo der Donaukanal endet und ganz wenig Leute sind, und natürlich auch in der Lobau. Aber mein Lieblingsort für Freizeitfahrten ist der Neusiedler See. Ich liebe diesen See, das Meer der Wiener:innen.

Praterspitz, links die Donau mit einem Schiff

Praterspitz (© Martin Blum)

Wie schaut so ein Ausflug zum Neusiedler See aus?

Wir fahren mit dem Zug hin und borgen dort meistens ein Rad aus, weil’s mir zu umständlich ist, dass ich mein Fahrrad mitschleppe. Außer wir fahren mehrere Tage, dann nehme ich das eigenes Rad mit. Aber für Tagesausflüge mache ich das gerne mit Leihrädern. Oder auch in der Wachau – das ist für mich einfach praktisch, dass ich dort ein Rad ausborge und nicht mein eigenes im Zug mitschleppen muss.

Damit sind wir bei der letzten Frage: Welche drei Dinge würdest du am Radfahren vermissen?

Das Gefühl, sich entspannt durch die Stadt zu bewegen. Zweitens bin ich mit dem Rad definitiv schneller, als wenn ich öffentlich unterwegs wäre. … Und was ist das dritte? …Auch die Bewegung würde ich vermissen. Ich gehe am Abend schon manchmal noch spazieren, aber das Radfahren im Alltag ist für mich auch eine Möglichkeit, etwas für meine Gesundheit zu tun, abgesehen davon dass es mich entspannt. Diese 50-60 Minuten Bewegung am Arbeitsweg mache ich einfach jeden Tag. Dann habe ich die Bewegung, die man aus Gesundheitsgründen machen soll, gleich in den Alltag eingebaut und muss mir nicht extra Zeit dafür nehmen. Das ist super.

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